Zum Inhalt springen

Ortsbeschreibung und Chronik

Die Gemarkung Großlangenfeld umfasst 695 ha. mit knapp einem Drittel Waldfläche. Sie ist südwestlich des Schneifelrückens, bei einer mittleren Orts-Höhenlage von 505 m, zwischen den Wasserläufen Alf und Ihren gelegen. Der Ort ist vermutlich, wie die umliegenden auf -scheid endenden Siedlungen, in der späten Rodungsphase des Mittelalters entstanden. Der geologische Untergrund besteht aus unterdevonischen Schichten (410 bis 380 Mill. Jahre). In einer Urkunde von 1283 wird ein Warner v. Langievilt erstmals erwähnt. Die Namensform änderte sich 1304 zu Langinvelt, 1307 zu Langenfelt und 1779 schließlich zu Langenfeld. Erst im 19. Jh. fügte man zur Unterscheidung von Langenfeld (heute Kleinlangenfeld) nördlich von Prüm die Vorsilbe Groß- hinzu. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gehörte der Ort zum Hof Alf, der dem gleichnamigen Prümer Hochgericht unterstand. Nach Vertreibung der Napoleonischen Besatzer wurde der Ort 1815 der Bürgermeisterei Winterscheid zugewiesen, während er kirchlich bei der Urpfarrei Bleialf verblieb. Nach Anzahl seiner Häuser gehörte Langenfeld im 17. Jh. zu den Orten durchschnittlicher Größe, mit jeweils 11 Feuerstellen in den Jahren 1634 und 1684. Die Zahl der Gehöfte nahm von der Mitte des 18. Jh. bis zum Beginn des 20. Jh. durch Hofteilung und Neuansiedlungen stetig zu: 1777 17 Hausstätten, 1840 24 Wohngebäude und 1905 32 Gebäude. Die Einwohnerzahl ist seit der vorletzten Jahrhundertwende in etwa gleich geblieben. Die Ausdehnung des Ortes selbst hat seit 1810 nur unwesentlich zugenommen, da nur die Bebauung dichter geworden ist. Lediglich entlang der Durchgangsstraße von Norden nach Süden sind einige weit verstreute Anwesen hinzugekommen. Im Bereich der historischen Ortslage an der Durchgangsstraße Im Langenfeld und den abzweigenden Straßen Im Luxacker und In der Hill fällt die von der Straßenführung unabhängige Ausrichtung der Gehöfte, sog. Streckhöfe, von Südwesten nach Nordosten auf. Dies ist durch die Ausrichtung des Bergrückens bedingt, auf dem Großlangenfeld liegt. In den letzten Jahrzehnten ist im Ort vielfach ältere Bausubstanz durch Modernisierung beseitigt worden. Wenige der im alten Zustand erhaltenen Anwesen stammen aus dem 19. Jh.. Das 1755 datierte Haus Im Langenfeld 21 gehört zwar zu den frühesten Beispielen des barocken Fassadentyps, hat aber, vielleicht bedingt durch Kriegsschäden, wesentliche Teile seiner originalen Substanz verloren.An dem besonders stattlichen Wohnhaus der adeligen Schultheißenfamilie Scheurette ist nur noch das aufwendige, 1751 bezeichnete Portal von denkmalpflegerischem Interesse. Das kleine Backhaus In der Hill 6 stammt vermutlich aus dem 18. Jh., wobei eine genaue Datierung bisher nicht gelungen ist. Es gibt auf der Gemeindefläche vier alte steinerne Wegekreuze, von denen drei aus dem 18. Jh. stammen und eines aus dem 17. Jh.. Nach dem Wiener Kongress wurde die Region preußisch im Kreis Prüm und der Bürgermeisterei Winterscheid in Bleialf. Nach dem 2. Weltkrieg marschierten 1944 zunächst die Amerikaner ein, als Besatzer blieben jedoch die Franzosen. 1784 stellte Großlangenfeld mit Christoph Ferdinand Scheurette den Frühmessner-Lehrer für Bleialf. 1870 -1880 wurde vermutlich die erste Schule im Ort gebaut. Ein Neubau erfolgte 1963/64. Jedoch wurde sie bereits 1967 wieder aufgelöst. Zwanzig Jahre später wurde sie in ein Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.
Bemerkenswert ist die kleine, hinter den Gehöften verborgene Filialkirche St. Laurentius, bei der eine nachträglich im Osten an den Chor angebaute Sakristei in den Jahren 1968/69 abgerissen und auf die Nordseite verlegt wurde. Die spätgotische, vermutlich Anfang des 16. Jh., aus Bruchsteinen gemauerte Kirche in Ortsmitte ist ein sehr alter Typ der einfachen Saalkirche mit vorgelegtem Westturm, Schiff und Chor. Der Hochaltar und der Nebenaltar im Spätrenaissance-Stil wurden in den Jahren 1618/19 von Paulus Langenfelt und seiner Hausfrau Barbara Bievern gestiftet. 1985/86 wurden der Hochaltar sowie Reste des Seitenaltars restauriert. Hauptpatron der Kirche ist der hl. Laurentius, der rechts unten auf dem Hochaltar steht. Sein wichtigstes Attribut ist ein Rost, auf dem er nach der Legende im Jahr 258 bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Auf gleicher Höhe, jedoch links am Altar steht die Figur des hl. Johannes, des Evangelisten mit seinem Kelchattribut. In heidnischer Zeit gab es das sog. Minnetrinken, ein in den nordischen Ländern weit verbreitetes Ritual die Götter und Helden durch Zutrinken zu ehren. Die christliche Kirche nahm nach vergeblichen Versuchen der Unterdrückung, dies in die Verehrung ihrer Heiligen auf, wobei diese an die Stelle der heidnischen Heroen traten. In Großlangenfeld wird seit vielen Jahrhunderten der Brauch des „sant Johannes minn und segen“ gepflegt und mit einem Fest begangen.
Zurückgeführt wird dies auf die Legende, wonach Johannes einen Becher mit vergiftetem Wein, nach dem Segnen mit dem Kreuz, folgenlos ausgetrunken habe. Jährlich wird am 27. Dezember während der hl. Messe der Johanneswein gesegnet und anschließend verkostet. Danach lädt die Freiwillige Feuerwehr zum Tanz ins Gemeindehaus ein.
Wappenbegründung: Die Heroldsfarben Rot und Silber leiten sich ab von den Wappenfarben der Landesherren, die bis 1264 die Grafen von Vianden als Vögte der Abtei Prüm waren. Auch als die Viandener Lehensabhängige von Luxemburg wurden, übten sie weiterhin ihre Vogtsrechte aus, bis diese im 16. Jh. bis 1794 auf das Kurfürstentum Trier übergingen, deren Farben ebenfalls Rot und Silber waren. Im roten Schildhaupt symbolisiert ein silberner Rost das Martyrium des hl. Laurentius, den Hauptpatron der Ortskirche, darunter verweisen in Silber ein grüner Weinstock mit zwei Blättern und zwei blauen Reben auf den über Jahrhunderte gepflegten Brauch der Johannesminne hin.
Blasonierung: Unter rotem Schildhaupt, darin sechsstäbiger silberner Rost, in Silber aus erniedrigtem grünem Bogenschildfuß an schwarzem Stickel wachsend grüner Rebstock mit zwei blauen Reben und zwei Blättern, wechselständig.

Quellenangaben:

  1. Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Marixverlag Wiesbaden 2007, revidiert nach der 4. Auflage Berlin 1875-78
  2. Golther, Wolfgang: Germanische Mythologie – Handbuch. Phaidon Verlag Essen, Nachdruck der vierten Ausgabe Rostock 1895
  3. Lehmann-Brauns, Elke: Die alten Dorfkirchen in der Eifel – Zeiten, Zank und Zauber. J.P. Bachem Verlag Köln 2. Aufl. 1996
  4. Probst, Uwe: Großlangenfeld. In Ortslexikon des Altkreises Prüm. Herausgeber: Geschichtsverein „Prümer Land“ e.V. 1992
  5. Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Kreises Prüm. Düsseldorf 1927, Druck und Verlag von L. Schwann
    Texte: Erich Kribs, Großlangenfeld und Dr. Christian Credner, Lambertsberg,
    Okt. 2016 und Febr. 2017